In der einschlägigen Literatur, vor allem aber in den Therapieempfehlungen an Ärzte und Krankenkassen, findet sich häufig der Hinweis, dass ein erhöhter Cholesterinwert das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden deutlich erhöht und deshalb eine Cholesterin senkende Therapie unbedingt ratsam wäre, um das Risiko zu senken. Da die Studienlage weltweit keinen direkten Zusammenhang zwischen Cholesterin und Schlaganfallrisiko nachweisen konnte, ist die Vorbeugung von Schlaganfällen durch Gabe von Cholesterinsenkern weiterhin umstritten. Betrachtet man aber Entstehung und Ausprägung eines Schlaganfalls, sind parallelen zur koronaren Herzkrankheit aus biologischer Sicht denkbar.
Verbindung von Cholesterinspiegel und Schlaganfallrisiko
In einer Vielzahl von weltweit durchgeführten Studien wurde die Verbindung zwischen dem Cholesterinspiegel und dem Schlaganfallrisiko untersucht. In keiner davon war eine deutliche Korrelation zwischen Schlaganfallrisiko und Cholesterinwerten nachweisbar. Im Gegenteil, es haben sich sogar Hinweise ergeben, dass bei älteren Frauen das Schlaganfallrisiko bei höheren Cholesterinspiegeln leicht sinkt. Allenfalls bei jungen Menschen wurde in mehreren Studien eine Korrelation von Schlaganfallrisiko und Cholesterinspiegel beobachtet – eine Gruppe, die generell ein sehr geringes Schlaganfallrisiko aufweist. Warum also hat sich die Meinung, dass Cholesterinsenker zur Prävention des Schlaganfalls geeignet seien, gebildet?
Während der Therapie mit Cholesterinsenkern
Spannend wird es, wenn man die Daten heranzieht, die zum Nachweis der Korrelation zwischen dem Cholesterinspiegel und dem Risiko eine koronare Herzkrankheit zu erleiden durchgeführt wurden, um die Wirksamkeit und Sicherheit der Cholesterinsenker zu belegen. In diesen Studien wurde auch die Häufigkeit von Schlaganfällen aufgezeichnet. Sie wurde interessanterweise um fast 20 Prozent reduziert, was auf eine direkte Verbindung der Cholesterinsenkung mit dem Schlaganfallrisiko hinweist. Gleichzeitig verliefen aber die immer noch auftretenden Schlaganfälle bei einer höheren Anzahl der Patienten tödlich.
Nur ein Teil des Ganzen
Wer vom Arzt ein cholesterinsenkendes Arzneimittel verschrieben bekommt und sich deshalb ein wenig mit dem Thema beschäftigt, wird auf solche Daten und Fakten natürlich verunsichert reagieren. Dennoch sollte man diese Daten nicht zu stark aus dem Ganzen herausnehmen. Im echten Leben kommt eine Vielzahl weiterer Faktoren hinzu, die ihrerseits wiederum Einfluss auf die Entwicklung der Folgeerkrankungen nehmen. Am Beispiel der Cholesterinsenker sei hier die blutdrucksenkende Wirkung der Statine erwähnt. Weil der Blutdruck ohne Zweifel als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung eines Schlaganfalls gilt, kann allein schon über diesen Wirkmechanismus durch die Einnahme der Cholesterinsenker ein positives Resultat erreicht werden. Heutzutage ist die Einnahme eines cholesterinsenkenden Arzneimittels meist ein Teil einer ganzen Therapie zur Prävention von koronarer Herzkrankheit und Schlaganfall. Und als solches ist der Einsatz der Cholesterinsenker mit Sicherheit gerechtfertigt.