Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben die Herz Kreislauf Erkrankungen, zu welchen auch die koronare Herzkrankheit zählt, die Infektionskrankheiten auf Platz 1 der häufigsten Todesursachen abgelöst. Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Art zu leben und vor allem die Form der Ernährung in den westlichen Ländern vor allem aber in Europa und den USA eine entscheidende Rolle bei dieser Entwicklung gespielt haben. Hauptaugenmerk liegt seit Mitte des letzten Jahrhunderts auf dem hohen Fett- und Cholesteringehalt der westlichen Ernährung. Fleisch, Hühnerei, Milch, Butter und Sahne werden in einem hohen Maß fast täglich verzehrt. Basierend auf diesen Beobachtungen stellte Ancel Keys im letzten Jahrhundert die These auf, dass sich aufgrund der cholesterinreichen Ernährung die Arteriosklerose entwickle, welche dann ihrerseits zur Bildung der koronaren Herzkrankheit bis hin zum Herzinfarkt führe. Die These ist bis heute umstritten, aber dennoch belegen Studiendaten, dass ein niedriger Cholesterinspiegel erstrebenswert ist.
Vom Cholesterin zum Herzinfarkt – was passiert im Körper?
Bis heute ist der Mechanismus, der dem Zusammenhang zwischen Hypercholesterinämie, Arteriosklerose und koronarer Herzkrankheit zu Grunde liegen soll, nicht abschließend geklärt. Nach aktuellem Kenntnistand sind vor allem das VLDL und LDL Cholesterin an der Entwicklung einer Arteriosklerose beteiligt.
Die in den beiden für den Transport des Cholesterins von der Leber zu den Zielorten vorgesehenen Lipoproteine enthaltenen Fettsäuren unterliegen im Körper der ständigen Gefahr einer Oxidation. Der regelmäßige Verzehr von antioxidativ wirkenden Substanzen, wie sie in vielen Gemüsesorten, aber auch in Rotwein vorhanden sind, wirkt deshalb schützend. VLDL Transportvesikel, deren Ladung teilweise oxidiert wurde, wird von den überall in den Gefäßen befindlichen Makrophagen – den Fresszellen – aufgenommen.
Schaumzellen, Arteriosklerose und Co.
Nehmen diese Makrophagen großen Mengen an oxidierten Lipoproteinen auf, so bilden sich Schaumzellen, welche sich an den Gefäßwänden festsetzen. Kommen viele Schaumzellen zusammen, so bildet sich ein geschlossener Belag. Der Laie nennt das „Gefäßverkalkung“, der Mediziner Arteriosklerose.
Gefährlich wird es nun, wenn diese Ablagerung an einer Engstelle sitzt oder irgendwann so groß ist, dass sie ein Gefäß deutlich verengt. Nun reicht ein kleineres Klümpchen im Blut, wie es beispielsweise im Zuge der Blutgerinnung entsteht, um das Gefäß vollständig zu verschließen. Je nach Lage des Verschlusses drohen den dahinter von diesem Gefäß versorgten Geweben nun Sauerstoffmangel und Zelltod. Ist das Gefäß im Bereich des Herzens, entsteht ein Herzinfarkt.
Die Zusammenhänge in der Kritik
Es ist unzweifelhaft, dass im Körper all das beschriebene ablaufen kann. Auch, dass eine Verbindung zwischen der Höhe des Cholesterinspiegels und dem Auftreten von koronaren Herzkrankheiten besteht, konnte klinisch bewiesen werden. Dennoch hat die These, dass ein hoher Cholesterinspiegel generell „gefährlich“ sein muss, ihre Lücken. Bis heute ist die Bedeutung der Ablagerungen nicht abschließend geklärt. Auch zeigt allein die Tatsache, dass es auch „gutes Cholesterin” gibt, welches viele Jahrzehnte lang unbekannt war, dass der Körper zum einen den Cholesterinspiegel stark kontrolliert und zum anderen viele Mechanismen dabei lange unverstanden bleiben. Deshalb begründet sich die heutige Therapieempfehlung mehr auf empirischen Erfahrungen als auf Wissen.