Der körpereigene Cholesterinwert ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Neben dem Alter, dem Geschlecht und der ethnischen Herkunft, spielen vor allem die Ernährungsgewohnheiten, das Maß der sportlichen Aktivitäten und andere Lebensumstände eine Rolle. Auch eine genetische Komponente oder eine Erkrankung kann dafür sorgen, dass das Cholesterin zu hoch wird oder ist. Man spricht dann von einer sogenannten Hypercholesterinämie. Auch wenn das Auftreten der Hypercholesterinämie als solche beim Patienten meist unbemerkt bleibt, so können die Folgen doch beträchtlich sein. Verschiedenste Folgeerkrankungen drohen, wenn der Cholesterinspiegel dauerhaft zu hoch ist.
Woher kommt die Hypercholesterinämie?
Im Wesentlichen lassen sich die Ursachen einer Hypercholesterinämie in zwei Hauptbereiche einteilen: es gibt die erworbene und die familiäre (erblich bedingte) Hypercholesterinämie. Während die erworbene Form vor allem von den äußeren Einflussfaktoren und Lebensumständen abhängt, ist die familiäre Form auch durch den gesündesten Lebensstil nicht zu vermeiden. Allerdings ist auch die Hypercholesterinämie wie die meisten Dinge in der Biologie nicht schwarz-weiß, sondern weist graue Bereiche auf. So gibt es genetische Voraussetzungen, die die Empfindlichkeit auf die äußeren Einflussfaktoren erhöhen und so die Konsequenzen ungesunder Lebensweise verstärken können.
Erblich bedingt und damit unvermeidbar
Es gibt verschiedene Formen der familiären Hypercholesterinämie, welche auf unterschiedlichen Gendefekten beruhen. Sie alle haben gemeinsam, dass dem Körper die Fähigkeit fehlt, das Gleichgewicht an produziertem, transportiertem und genutztem Cholesterin auf ein normales Maß einzustellen. In der Folge davon lassen sich stark erhöhte, von der Nahrungsaufnahme unabhängige Cholesterinwerte im Blut nachweisen. Eine Form der familiären Hypercholesterinämie prägt sich beispielsweise dadurch aus, dass die LDL-Rezeptoren, welche für eine Aufnahme des sich frei mit dem Blut durch den Körper bewegenden LDL Cholesterins in die Zellen verantwortlich sind, nur unvollständig oder gar nicht ausgebildet werden. Infolgedessen ist die Aufnahme in die Zellen gestört, sie erhalten zu wenig Cholesterin während sich immer mehr davon in den Blutgefäßen bewegt und dort nach und nach zu Schaumzellen umgebaut wird. Ablagerungen in den Gefäßen – die Arteriosklerose – sind die Folge.
Oft unbekannt und dennoch mit großem Einfluss
Nicht jeder Träger eines defekten Genes entwickelt bei gesundem Lebenswandel eine ausgeprägte Hypercholesterinämie. Viele Menschen tragen aber ohne es zu wissen die genetischen Voraussetzungen in sich, um besonders empfindlich auf Cholesterin erhöhende Umstände zu reagieren. Bei ihnen prägen sich fettreiche Ernährung, fehlende Bewegung, Rauchen und zu viel Alkohol viel intensiver im Cholesterinspiegel aus als bei anderen Menschen. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit bestimmten genetischen Voraussetzungen ein deutlich höheres Risiko haben, eine Hypercholesterinämie und die daraus resultierenden Folgeerkrankungen wie die koronare Herzkrankheit zu entwickeln.
Die Folgen der Hypercholesterinämie
Doch welche Folgen hat es wirklich, wenn das „Cholesterin zu hoch ist“ wie der Volksmund so schön sagt? Die Antwort geben hunderte, wenn nicht tausende klinische Studien. Die potentiellen Folgeerkrankungen reichen von Gallensteinen über die koronare Herzkrankheit bis zum Herzinfarkt. Auch von Schlaganfall und Krebserkrankungen ist die Rede. Sogar auf die Psyche scheint der Cholesterinspiegel Einfluss zu nehmen: eine erhöhte Gewaltbereitschaft waren ebenso in Verbindung mit Cholesterin zu bringen wie die Häufigkeit des Auftretens von Depressionen. Viele der genannten Erkrankungen zählen heute in den westlichen Ländern zu den Top Ten der Volkskrankheiten. Dies unterstreicht den Einfluss der Lebensbedingungen auf die Entwicklung einer Hypercholesterinämie.
Gallensteine – unmittelbare Folge langzeitiger Hypercholesterinämie
Man muss vorausschicken, dass die Entwicklung von Gallensteinen nicht alleine in einer Hypercholesterinämie begründet sein muss und dass auch Patienten, deren Cholesterinspiegel im Normbereich liegen, Gallensteine entwickeln können. Gallensäuren werden aus Cholesterin gebildet und im Darm genutzt, um weiteres Cholesterin aufzunehmen. Die Löslichkeit von reinem Cholesterin in der Galle beträgt dabei nur 0,26 Prozent, da Cholesterin kaum wasserlöslich ist. In Verbindung mit sehr hohen Cholesterinspiegeln im Körper oder aber mit einer veränderten Zusammensetzung der Galle aufgrund verschiedenster Ursachen bilden sich in der Gallenblase Cholesterinsteine – die Gallensteine. 80 Prozent der Gallensteine sind cholesterinreich und in etwa die Hälfte reine Cholesterinsteine. Die Gallensteine können die Gallenwege verlegen und verursachen dann starke, kolikartige Schmerzen. Die operative Entfernung ist dann unausweichlich.